Anteil atypischer Beschäftigung unverändert - iGZ: Zeitarbeit ist Normalarbeitsverhältnis
16.08.2017
Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, lag der Anteil der s.g. atypischen Beschäftigung (zu dieser gehört nach offizieller Lesart auch die Zeitarbeit) bei 20,7 % und bleibe damit nahezu unverändert. Aufgrund der gestiegen Beschäftigungszahlen stieg die absolute Zahl der atypisch Beschäftigten im Vergleich zum Vorjahr um 121 000 Personen auf 7,7 Millionen. Innerhalb der atypischen Beschäftigung entwickelten sich die einzelnen Erwerbsformen unterschiedlich: Der Anteil der befristeten Beschäftigung nahm leicht zu auf 7,2 %. Der Anteil der in Zeitarbeit tätigen Personen stieg etwas an auf 2,0 %. Bei der geringfügigen Beschäftigung gab es hingegen einen Rückgang auf 5,9 %. Zudem sank der Anteil der Teilzeitbeschäftigten bis zu 20 Wochenstunden auf 13,0 %.
Kritik an der Einordnung der Zeitarbeit als atypische Beschäftigung übte einmal mehr der iGZ. „Zeitarbeit ist feste, sozialversicherungspflichtige Vollzeitbeschäftigung“, erklärt Werner Stolz, Hauptgeschäftsführer des Interessenverbandes Deutscher Zeitarbeitsunternehmen (iGZ). „Das ist nicht nur inhaltlich falsch, sondern auch irreführend“, so Stolz. 80 Prozent der Zeitarbeitnehmer seien unbefristet angestellt, 90 Prozent in Vollzeit. Zu begrüßen sei allerdings, dass das Statistische Bundesamt mit dem Märchen aufräume, dass Zeitarbeit Beschäftigung in den Einsatzbetrieben verdränge. „Vielmehr ist richtig, dass viele Menschen über Zeitarbeit erst wieder einen Zugang auf den Arbeitsmarkt bekommen.“ Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit sind zwei von drei Arbeitnehmern in der Zeitarbeit zuvor beschäftigungslos gewesen.
Der Bundesarbeitgeberverband der Personaldienstleister (BAP) stellte heraus, dass „die Daten des Statistischen Bundesamtes eindeutig diejenigen widerlegen, die gebetsmühlenhaft behaupten, dass flexible Beschäftigungsformen wie Zeitarbeit, Teilzeit oder befristete Stellen eine immer größere Rolle auf dem deutschen Arbeitsmarkt spielen würden. Das Gegenteil ist der Fall – das sogenannte Normalarbeitsverhältnis ist auf dem Vormarsch, während die Quote der ‚atypischen‘ Beschäftigung nun schon das dritte Jahr in Folge rückläufig war." Hauptgeschäftsführer Thomas Hetz zitiert in diesem Zusammenhang das Magazin "Spiegel": "Bereits seit einigen Jahren ist der Anstieg der atypischen Beschäftigung nicht mehr mit dem Abbau von regulären Arbeitsplätzen verbunden, wie es noch in den Nullerjahren der Fall war. Die aus dieser Zeit stammende und noch immer gängige Vorstellung, dass Unternehmen Normalarbeitsplätze abbauen und durch Teilzeitstellen, Minijobs oder Leiharbeit ersetzen, trifft die Realität auf dem Arbeitsmarkt seit mindestens 2010 nicht mehr."
Quelle: Statistische Bundesamt / iGZ / BAP