15.07.2022
Die von der Bundesregierung beschlossene Mindestlohnerhöhung auf 12 Euro pro Arbeitsstunde betrifft insgesamt rund 22% aller Beschäftigungsverhältnisse, ausgehend von der Entlohnung im Jahr 2021. Das sind etwa doppelt so viele wie bei der Mindestlohneinführung im Jahr 2015, wie eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zeigt.
In der Zeitarbeit dürfte diese Quote vermutlich noch höher liegen, da hier bekanntermaßen der Anteil gering qualifizierter Kräfte überproportional hoch ist.
In diesem Zusammenhang haben die Tarifvertragsparteien der DGB-Gewerkschaften und der Zeitarbeitgeberverbände BAP und iGZ eine Erhöhung des tariflichen Mindestlohns von derzeit 10,88 Euro auf 12,43 Euro in der Entgeltgruppe 1 ab 1. Oktober 2022 beschlossen (wir berichteten). In der Entgeltgruppe 2a steigt der Lohn von 11,60 auf 12,63 Euro, die Entgeltgruppe 2b bekommt künftig 12,93 statt bisher 12,20 Euro. Damit liegen sie wie schon in der Vergangenheit üblich weit über dem gesetzlichen Mindestlohn, der am 1. Oktober in Kraft treten soll.
Kommentare (7)
Realist
15.07.2022 13:06 Uhr Antworten
Nett, wenn heute noch 2021 wäre, die Wahrheit ist leider, in 2022 kommt dieses Lohnplus bereits zu spät und liegt derzeit unter dem Lohnforderungen der noch verfügbaren Arbeitsmarktreserven. Im Herbst ist aufgrund von Inflation und hohen Energiepreisen sogar der Vorteil verpufft. Ich Frage mich weiterhin warum Tarifpartner wie die IGM und Chemie Ihre Arbeitnehmervertreter besser Ausstatten können und wieso sich weiterhin gegen ein generelles Equal Pay gesperrt wird. Falls sich im Winter eine ähnliches Corona Szenario abspielen sollte wie 2020, dann werden die freiwerden Mitarbeiter derartig schnell verschluckt das nach 12,. kein Hahn schreit.
Ralph
15.07.2022 15:48 Uhr Antworten
"Damit liegen sie wie schon in der Vergangenheit üblich weit über dem gesetzlichen Mindestlohn..." 93 Cent bedeutet also weit über dem Mindestlohn. Kann jemand bitte jemand "weit über" definieren? Bei der aktuellen Kostenexplosion inkl. Inflation von rund 8% reicht das alles vorne und hinten nicht aus. Früher oder später wird man sich nach alternativen Einnahmequellen umschauen müssen, um seinen Lebensunterhalt weiter bestreiten zu können.
Nippels
18.07.2022 12:30 Uhr Antworten
Erstaunlich, dass immer jeder glaubt, dass Arbeitgeber die Inflation auszugleichen haben.
Die Arbeitgeber haben diese nicht verursacht. Das waren rein politische Entscheidungen, die zu dieser Situation geführt haben.
Dolph
18.07.2022 16:09 Uhr Antworten
Was hat denn die EZB hausgemachte Inflation mit dem Mindestlohn zu tun? Es ist nicht Sache der Arbeitgeber die Inflation auszugleichen oder fallen die Löhne bei Deflation auch gleichermaßen? Dass es eine Erhöhung des Mindestlohns gibt ist richtig und wichtig, dass sie in dieser Zeit und in diesem Rahmen fällt kann man durchaus aus schlechtes timing bezeichnen.
kein Honk
20.07.2022 16:02 Uhr Antworten
Hallo Nippels,
Ihre Frage ist berechtigt:
Warum denn, sollten die Arbeitgeber diese Suppe auslöffeln?
Antwort: weil diese die ersten sind die, wenn der Markt sich mal wieder selbst reguliert, nach Hilfen aus Steuersäckel rufen...es lässt sich also im weitesten Sinne aus dem
Solidaritätsprinzip der BRD ableiten
...das war jetzt etwas zynisch...ist ja gut ;-)
Aber im Ernst: die Mindestlohnanpassung ist längst überfällig. Nach Jahrzehnten der Turborenditen und Maximalabschöpfungen an den Märkten sollten nun auch die schwächsten in unserer Gesellschaft etwas von diesem Kuchen abbekommen.
Warum hier behauptet wird, dass die Anpassung mit der aktuellen Inflation zu tun hätte ist mir schleierhaft. Das Thema wurde bereits im vergangenen Sommer so angekündigt.
Nippels
27.07.2022 11:51 Uhr Antworten
@kein Honk
Von Marktregulierung kann und konnte in den letzten Jahren wohl kaum die Rede sein.
Weder Corona-bedingte (oder eher politisch verursachte) Shutdowns, noch die aktuelle Energie- und Klimaplanwirtschaft haben irgend etwas mit "Markt" oder dessen eigentlicher Funktion zu tun.
Diese Dinge untergraben die Funktion des Marktes.
Jaja...
26.07.2022 13:56 Uhr Antworten
2015 waren noch die schönen Zeiten in der Zeitarbeit. Da hat man noch Geld verdient. Es kamen Bewerber und die Kunden haben auch gesucht. Heute beschweren sich alle auf sehr hohem Niveau.... Mitarbeiter, die nicht arbeiten wollen und lieber auf Vater Staats Kasse leben... Sorry... Aber das sind alles Praxis Erfahrung und keine Politische Theorie.