Ampelkoalition: Pläne für den deutschen Arbeitsmarkt
29.10.2021
SPD, Grüne und FDP verhandeln derzeit die Bedingungen für eine Ampelkoalition. Viele Ideen der beteiligten Parteien sind noch nicht bis ins Detail ausverhandelt – dennoch wurden die ersten Änderungen für den deutschen Arbeitsmarkt bereits festgelegt.
Dazu gehören die Erhöhung des Mindestlohnes auf 12,00 EUR, die Erhöhung der Verdienstgrenzen bei Mini- und Midijobs auf 520,00 bzw. 1.600,00 EUR pro Monat sowie die Flexibilisierung von Arbeitszeiten sowie die Anhebung der Tageshöchstarbeitszeit.
Im folgenden Artikel des RND geben Gewerkschaften und Arbeitgebervertreter erste Einschätzungen zu den Plänen der Koalitionsverhandlungen ab: RND – Redaktionsnetzwerk Deutschland (Autor: Christoph Höland)
Bild: depositphotos.com ID:148494541
Kommentare (14)
Personaldisponent
29.10.2021 22:17 Uhr Antworten
Eine Erhöhung auf gleich 12€? Ich bin gespannt wie unsere Kunden das aufnehmen werden. Für viele sind unsere Verrechnungssätze ja jetzt schon zu hoch. Wenn wir dann bei den 12€ sind bin ich gespannt, ob Firmen so desweiteren Stundensätze ab 22,80 für einfache unqualifizierte Helfer zahlen werden.
Was meint ihr? Da kriegt man doch schon ein mulmiges Gefühl mit Blick auf seine Zukunft als Disponent bei einem Personaldienstleister.
kein Honk
01.11.2021 16:04 Uhr Antworten
die Frage stellte sich schon beim ersten allgemeinen Mindestlohn....unsere Branche ist seit dem weiter gewachsen (und das nicht zu knapp)....
ExMan
30.10.2021 16:22 Uhr Antworten
...tatsächlich finde ich zack auf 12 Euro völlig affig. Es wertet auch die qualifizierten Arbeitnehmer ab, die eventuell als Einzehandelskaufmann, Friseur etc. nur ein Hauch mehr verdienen. So motiviert man viele bestimmt nicht zu einer Ausbildung. Für dann 3 - 4 Euro mehr pro Stunde. Und ihr seid tatsächlich unter einem Faktor zwei? Das hab ich vor 20 Jahren schon nicht in Erwägung gezogen :)
kein Honk
01.11.2021 16:06 Uhr Antworten
Das stimmt...kurzfristig. Mittelfristig wird dadurch das Lohnniveau als Ganzes angehoben, also profitieren alle davon. Besonders durch den Personalmangel/Fachkräftebedarf kann sich hier ein positiver Effekt für alle Berufsgruppen ergeben
kein Honk
01.11.2021 16:13 Uhr Antworten
Zur Motivation, eine Ausbildung zu machen --> die kommt ja nicht nur durch die Verdienstmöglichkeiten, sondern von der Tätigkeit an sich.
Alle Lesenden kennen ja die Tätigkeiten E1 und E2a ...diese sind für die wenigsten eine Wunschkarriere
Personaldisponent
02.11.2021 08:57 Uhr Antworten
Kurzfristig wird das wohl stimmen. Auf langfristiger Sicht werden sich alle weitere Löhne hoffentlich dementsprechend anpassen.
Zum Punkt der Art der Tätigkeit, sehe ich aber unter dem Helfercliente mit dem wir heute zu Tage noch zu tun haben oft garnicht mehr die Ambitionen sich weiterzubilden, bzw. bei den vielen Bewerbern mit Flüchtlingshintergrund, die Möglichkeit z.B. eine Handwerksausbildung im schulischen Sinne erfolgreich ab zu schließen.
In den letzten Jahren habe ich die Zahlen der Zeitarbeitsbranche sinken sehen. Ich habe da dann doch bedenken, dass dieser Trend beschleunigt wird.
PS: Unter 2 bei Großkunden mit hoher Fluktuation im Helferbereich :D
Dolph
01.11.2021 14:50 Uhr Antworten
Symbolpolitik
Es ist schon richtig, dass man das erhöht. Gleich auf 12 Euro ist allerdings echt happig, eine schrittweise Anhebung binnen der nächsten 2 - 4 Jahre wäre sinnvoller gewesen.
Wie schon gesagt lohnt es sich dann noch weniger eine Ausbilung zu absolvieren. IGZ und BAP werden die höheren Tarifgruppen dann auch entsprechend anpassen müssen, dass es wieder halbwegs im Verhältnis ist.
kein Honk
01.11.2021 16:10 Uhr Antworten
Aber ein gutes Symbol. Man könnte ja auch mit Verboten (Maximalgrenzen von Managergehältern & Co) an das Thema Umverteilung gehen. So regelt der Markt das nun selbst. tolle Sache!!
Zur Abwertung von Abschlüssen: s. ein Kommentar weiter oben. Die Löhne werden auch für den einfachen Kaufmann/Handwerker steigen. Man will seine Leute ja halten...
Nippels
01.11.2021 16:13 Uhr Antworten
Wer profitiert denn am Ende tatsächlich vom Mindestlohn? Der Arbeitnehmer oder nur der Staat, der sich dick die Taschen mit erhöhten Steuern und Abgaben füllt?
Die ganze Lohnstruktur in den Unternehmen wird sich dann verändern müssen. Steigen die Löhne, steigen die Preise und damit wird der aktuellen Inflationsspirale keinerlei Einhalt geboten. Im Gegenteil.
Alle die, die sich über das Plus auf der Abrechnung freuen, werden schlussendlich ein reales Minus in Sachen Kaufkraft einfahren.
Volkswirtschaft, Klasse 8.
kein Honk
01.11.2021 16:27 Uhr Antworten
"Wer profitiert denn am Ende tatsächlich vom Mindestlohn? Der Arbeitnehmer oder nur der Staat, der sich dick die Taschen mit erhöhten Steuern und Abgaben füllt?"
Krasses Statement...Einfach mal einen Ihrer E1er fragen, ober er lieber 1.270 oder 1.460 verdienen möchte (einfache Brutto-Netto-Rechnung im WWW, St.Kl. 1 ohne Kinder)....
"Die ganze Lohnstruktur in den Unternehmen wird sich dann verändern müssen. Steigen die Löhne, steigen die Preise und damit wird der aktuellen Inflationsspirale..."
Das bleibt abzuwarten. Die Ursachen der Verteuerung sind ja bekannt und könnten im besten Fall im kommenden Frühjahr korrigiert worden sein...auch die liebe VWL
Nicht vergessen: noch ist nicht der 25.10.1929
Nippels
02.11.2021 08:40 Uhr Antworten
"Krasses Statement...Einfach mal einen Ihrer E1er fragen, ober er lieber 1.270 oder 1.460 verdienen möchte (einfache Brutto-Netto-Rechnung im WWW, St.Kl. 1 ohne Kinder)...."
Schon mal was vom Reallohn gehört, der sich vom Nominallohn durchaus unterscheiden kann und aufgrund von Rahmenbedingungen sogar niedriger ausfallen kann? ;-)
"Das bleibt abzuwarten. Die Ursachen der Verteuerung sind ja bekannt und könnten im besten Fall im kommenden Frühjahr korrigiert worden sein...auch die liebe VWL"
Denken Sie ernsthaft, dass jemand, der einen einigermaßen qualifizierten Job ausführt und aufgrund eines Mindestlohns mit einem Hilfsarbeiter gleich gestellt wird, dann für 12 Euro weiter seinen Dienst verrichtet?
Sie haben trotz offensichtlichem Job in der PDL-Branche noch viel zu lernen, was wirtschaftliche Zusammenhänge betrifft.
kein Honk
02.11.2021 09:42 Uhr Antworten
Guten Morgen Nippels,
natürlich kennt man den Unterschied zwischen Real- und Nominallöhnen. Sie deuten aber an, dass sich z.B. die Sonntagsbrötchen (und andere Konsumgüter) im gleichen Verhältnis verteuern, wie die Löhne steigen. Das ist doch ein wenig kurz gedacht und wurde bereits in der Praxis widerlegt, siehe z.B. 2014/2015. Auch damals war der Aufschrei groß.
Ein qualifizierter Job wird bei 12 Euro Mindestlohn eben entsprechend besser vergütet werden müssen, wenn das Unternehmen seine Mitarbeiter halten/neu hinzugewinnen möchte.
Wir können davon ausgehen, dass die 12 Euro nicht zum 01.01.2022 kommen werden. Somit bleibt HR und den Gesellschaftern genug Zeit, die Vergütungsmodelle aller Abteilungen zu überprüfen und entsprechend anzupassen.
Ich nehme mir nicht heraus, ein Wirtschaftsweiser zu sein. Da aber selbst die FDP bei diesem Vorhaben leistet keinen Widerstand scheinen die Risiken für die deutsche Wirtschaft kalkulierbar zu sein.
Es bleibt spannend :-)
Frohes Schaffen
ibims
02.11.2021 09:24 Uhr Antworten
Wir haben schon auf Kundenwunsch die EG1 auf 11,90 Euro aufgestockt. Ein deutliches Interesse hinsichtlich der Bewerbungen gab es aber nicht. Daher gehe ich davon aus, dass wir hier in unserer Region auch mit 12,-- Euro Mindestlohn keinen "Run" an neuen Mitarbeitern bekommen. Einfache Helferjobs möchte heute einfach niemand mehr verrichten. Nicht für 12,-Euro und auch nicht für 13,00 Euro. Was aber auch teilweise an der Behandlung von Zeitarbeitsmitarbeitern in den Kundenunternehmen liegt. Solange es Berufe gibt die mit einem Stigma belegt sind, lockt hier doch auch nicht das Geld. Noch nie hatte ich so viele Mitarbeiter die die Übernahme beim Kunden abgelehnt haben, da sie sich die Tätigkeit über einen gewissen Zeitraum vorstellen konnten, aber nicht für "immer".
Nippels
08.11.2021 14:42 Uhr Antworten
Entsprechend meiner Erfahrung erhöht sich das Bewerberangebot auch nicht bei 17 EUR Stundenlohn.
Das Argument "Lohn" ist demnach nicht ausschlaggebend.
Verändern würde es sich, wenn die Sozialleistungen geringer ausfallen würden, dass der Zwang zur Arbeit besteht, um den Lebensunterhalt bestreiten zu können. Wäre zwar fair, ist aber leider politisch nicht gewollt.