BASS 4 gestaltet Arbeitszeit ergonomisch
11.04.2006
Personalplaner befinden sich häufig in einem Dilemma, seitdem Arbeitszeiten zunehmend flexibler gestaltet werden. Einerseits müssen die Anforderungen des Unternehmens auch unter dem Aspekt der Wirtschaftlichkeit erfüllt werden, andererseits verlangt das Arbeitszeitgesetz, dass Arbeitszeitsysteme ergonomische Aspekte berücksichtigen müssen. Mit gutem Grund: Insbesondere hohe Flexibilität und eine hohe Variabilität bezüglich Lage und Dauer der Arbeitszeit können zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen. Trotz intensiver Puzzlearbeit bleibt dann bei Planern das Gefühl zurück, einen vielleicht nicht rechtssicheren und gesundheitsförderlichen Einsatzplan erarbeitet zu haben.
Hier fehlte ein praxisgerechtes rechnergestütztes Hilfsmittel. Im Rahmen des Forschungsvorhabens "Arbeitszeit ergonomisch gestalten", das das Bundesministerium für Bildung und Forschung förderte, entwickelten Arbeitswissenschaftler an der Universität Oldenburg eine entsprechende Software. BASS 4 (bedarfsorientiertes arbeitswissenschaftliches System zur Schichtplangestaltung) nutzt die Erfahrungen der Vorläuferversion BASS 3, glänzt jedoch durch eine völlig neue Konzeption. Zu den neuen Funktionalitäten gehören beispielsweise manuelle Eingriffsmöglichkeiten bei der Plangestaltung. Mit deren Hilfe lassen sich die maschinell generierten, voroptimierten Ausgangslösungen flexibel anpassen.
Mit dem Modul zur Bewertung flexibler Arbeitszeiten steht nun ein Werkzeug zur Verfügung, mit dem Arbeitszeiten, die nicht mehr an feste Schichten gebunden sind, umfassend nach gesetzlichen Kriterien bewertet und geplant werden können. Dies hilft der betrieblichen Praxis beispielsweise bei der keineswegs einfachen Berechnung und Bewertung von Ausgleichszeiten im Hinblick auf längere werktägliche Arbeitszeiten oder unterschrittene Mindestruhezeiten. Mit Hilfe eines einfachen und validen Instruments zur Einschätzung der Belastung (EBA) ist es erstmals möglich, auch die arbeitsplatzbezogene Belastung nach Art, Intensität, Lage und Dauer in die Gestaltung von Arbeitszeitsystemen einzubeziehen.
Eine an den Kosten orientierte Bewertungs- und Optimierungskomponente sowie ein Modul zur Bewertung von flexiblen Arbeitszeiten ergänzen das computergestützte System zur Arbeitszeitgestaltung. Darüber hinaus wurde ein IT-basiertes Weiterbildungskonzept entwickelt, um die Kenntnisse und Fertigkeiten der betrieblichen Akteure rund um das Thema Arbeitszeitgestaltung nachhaltig zu erweitern.
Die ökonomischen Kriterien liefern zudem dem betrieblichen Praktiker wichtige Hinweise über die Kosten ergonomischer Gestaltungslösungen. Erste Modellrechnungen zeigen, das sie nicht zwingend mehr Geld kosten. Damit lässt sich auch gegenüber dem Controlling oder der Betriebsleitung belegen, dass ergonomische Arbeitszeitmodelle auch wirtschaftlich sinnvoll sind.
Der gesamte Bericht befindet sich im Bereich Informationen für die Praxis, Stichwort Publikationen, als PDF-Datei (2,7 MB) auf der BAuA-Homepage www.baua.de. Eine voll funktionsfähige Demoversion des Programms BASS 4 kann unter http://www.gawo-ev.de herunter geladen werden.
(Quelle: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin)