11.06.2003
BZA
Frankfurt, 11. Juni 2003 (acc) – Der Bundesverband Zeitarbeit e.V. (BZA) und die Tarifgemeinschaft Zeitarbeit des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) haben nach fünfmonatigen Verhandlungen den ersten flächendeckenden Tarifvertrag Zeitarbeit in ihrer Geschichte abgeschlossen. In der Nacht zum 11. Juni 2003 einigten sich beide Verhandlungsparteien auch über den Manteltarifvertrag, nachdem sie bereits Ende Mai einen Entgelt- und Entgeltrahmentarifvertrag paraphiert hatten. Kernstück dieses Mantels ist ein flexibles Jahresarbeitszeitkonto, das den Besonderheiten der Zeitarbeitsbranche Rechnung trägt. Auch Flexibilitätszuschläge wurden vereinbart. Darüber hinaus wird Teilzeit in der Zeitarbeit attraktiver.
„Flexibilität ist für unsere Branche überlebensnotwendig. Das vom BZA entwickelte Arbeitszeitkonto ist zukunftsweisend und gibt den Unternehmen Spielräume als Ausgleich zu den starren Tarifregelungen, die uns die Politik zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt aufgenötig hat“, gibt sich BZA-Verhandlungsführer Jürgen Uhlemann dennoch zufrieden.
„Mit diesem Tarifvertrag wird ein neues Kapitel zur Zeitarbeit aufgeschlagen. Bisherige weiße Flecken in der Tariflandschaft werden geschlossen. Damit demonstrieren die Tarifparteien, dass Tarifverträge als ordnungspolitische Instrumente sehr wohl funktionieren“, so Reinhard Dombre, Verhandlungsführer der DGB-Tarifgemeinschaft Zeitarbeit.
Ende Mai wurde bereits ein fixes Entgeltsystem mit 9 Entgeltstufen von 6,85 bis 15,50 Euro mit Produktivitätszuschlägen von 2 bis 7,5 Prozent vereinbart, das beide Parteien als einfach, transparent und wirtschaftlich vertretbar einstuften.
Das flexible Jahresarbeitzeitkonto – auf Basis von 1.827 Jahresstunden – gestattet unkomplizierte Ausgleichsmöglichkeiten durch Plus- und Minusstunden. Mehrstunden, die durch die unterschiedlichen Arbeitszeiten in den Kundenbetrieben oft nötig sind, können durch Freizeit oder Geld ausgeglichen werden. Die Mitarbeiter können freie Tage zeitsouverän wählen. „Dieses Prinzip bietet den Beteiligten viel Flexibilität, erleichtert die Disposition von Kundeneinsätzen und trägt zur Beschäftigungssicherung bei“, hebt Jürgen Uhlemann hervor. Und Reinhard Dombre ergänzt: „Den Mitarbeitern garantiert das Arbeitszeitkonto einen kontinuierlich gleichen, verstetigten Lohn - unabhängig von der konkret gearbeiteten Stundenzahl pro Monat.“
Für nicht ausgleichbare Mehrstunden wurde ein Flexibilitätszuschlag von 25 Prozent vereinbart, soweit 15 Prozent der individuellen regelmäßigen Arbeitsstunden (Basis 35-Stunden-Woche) überschritten werden. Für Sonntags- und Feiertagsarbeit gilt ein Zuschlag von 100 Prozent der Stundenbasisvergütung, bei Nachtarbeit von 25 Prozent.
Teilzeitarbeit attraktiver machen
Um Teilzeitarbeit attraktiver zu machen, werden Zuschläge bereits bei 15 Prozent Mehrstunden über den regelmäßigen Teilzeit-Arbeitsstunden gezahlt. Üblich ist als Bemessungsgrundlage die regelmäßige Vollzeit-Stundenzahl. „Mit diesem großzügigen Flexibilitätszuschlag für Teilzeitbeschäftigte zeigen wir, dass Zeitarbeit für neue Beschäftigungsformen offen ist“, so Jürgen Uhlemann.
Planungssicherheit
Der Tarifvertrag gilt für vier Jahre und bietet Zeitarbeitunternehmen und der deutschen Wirtschaft eine langfristige Planungssicherheit. Trotz der vielen Regulierungen bleibt der Zeitarbeit genügend Spielraum für ihre Kernkompetenz Flexibilität. Zeitarbeit wird teurer werden. Beide Verhandlungsseiten erwarten aber auch, dass sich mit diesem Tarifvertrag ein Paradigmenwechsel ergibt. Zeitarbeit wird somit auch attraktiver werden und damit mehr Beschäftigungschancen bieten.
PSA Kritik
Kritik äußerte Jürgen Uhlemann an den Auswüchsen der subventionierten Personal Service Agenturen (PSA), die statt integrierende Wirkung zu entfalten nur den freien Wettbewerb behinderten. „Die aktuelle Entwicklung konterkariert all das, was wir hier mühevoll verhandelt haben“, gibt er sich enttäuscht. Er fordert die Politik auf, das PSA- Thema neu zu justieren.
Der Bundesverband Zeitarbeit e.V. (BZA)
ist der seit mehr als 30 Jahren etablierte Arbeitgeber- und Unternehmensverband von konzessionierten Zeitarbeitunternehmen mit über 1.600 Mitgliedsbetrieben. In ihm haben sich kleinere, mittlere und große Zeitarbeitunternehmen zusammengeschlossen, die die Rahmenbedingungen der Branche weiterentwickeln und gestalten wollen.
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