18.04.2005
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Interview mit Irmhild Lansch, der (Noch-)Vorsitzenden der Interessengemeinschaft Nordbayerischer Zeitarbeitunternehmen e. V. (INZ), und dem Vorstandssprecher des Arbeitgeberverband Mittelständischer Personaldienstleister e. V. (AMP), Peter Mumme, zu ihren Ideen und Vorstellungen der zukünftigen Arbeit im gemeinsamen Verband
Vor wenigen Tagen, am 12. April 2005, haben die Mitglieder der INZ mit überwältigender Mehrheit der Fusion mit dem AMP zugestimmt. Jetzt gilt es, mit ganzer Kraft die Wege für eine erfolgreiche Verbandsarbeit im gemeinsamen AMP zu ebnen. Wir haben mit Irmhild Lansch, der (Noch-)Vorsitzenden der INZ, und dem AMP-Vorstandssprecher Peter Mumme über ihre Vorstellungen und Ideen gesprochen.
personalorder.de: Frau Lansch, in Ihrer gemeinsamen Pressemitteilung ist die Rede von einem „gesellschafts- und wirtschaftspolitischen Verbandsprogramm“. Welche konkreten Inhalte und Forderungen werden wir darin finden?
Irmhild Lansch: In den vergangenen Jahren haben wir – und damit meine ich die INZ und die Freunde und Kollegen des ehemaligen MVZ – die gesamte Branche durch unsere innovativen Ansätze und durch unsere fortschrittliche Tarifpolitik entscheidend geprägt. Tarifpolitik ist Standortsicherung. Deshalb werden wir auch im gemeinsamen AMP unsere ganze kreative Kraft in die Entwicklung von innovativen Tarifwerken investieren. Ein wichtiger Baustein in diesem Themenfeld wird sicherlich auch die Festigung unserer Tarifpartnerschaft sein. Die mittelständische Zeitarbeit, davon bin ich fest überzeugt, ist die flexible und innovative Beschäftigungsform der Zukunft. Wir werden uns weiterhin mit aller Kraft gegen Arbeitsplatzverlagerungen einsetzen und verhindern, dass durch Gesetzesvorhaben, wie zum Beispiel die geplante EU-Dienstleistungsrichtlinie oder die Ausweitung des Entsendegesetzes, massenweise Arbeitsplätze vernichtet werden. Wir sind auch künftig bereit, alte Zöpfe abzuschneiden und mit neuen Ideen den Personalstandort Deutschland nach vorne zu bringen.
personalorder.de: Wie sollen diese umgesetzt werden? Welche politischen Maßnahmen können wir in nächster Zeit vom neuen, schlagkräftigen Arbeitgeberverband erwarten?
Peter Mumme: Unser Ziel muss es in meinen Augen sein, schnell eine konsequente und effiziente Kommunikation zu den politischen Entscheidungsträgern aufzubauen und diese aktiv zu gestalten. Dazu gehört es dann natürlich auch, dass wir mit konstruktiven Vorschlägen in die Debatte eingreifen. Lassen Sie mich das an einem Beispiel festmachen. Die derzeit diskutierte Ausweitung des Entsendegesetzes hätte fatale Folgen für die Zeitarbeitsbranche. Und an diesem Punkt sind wir massiv aufgerufen, uns einzuschalten. Vor allem auch angesichts der negativen Erfahrungen mit dem Arbeitnehmerentsendegesetz und mit Mindestlöhnen überhaupt.
Mit dem Hartz I-Gesetz ist die Zeitarbeitsbranche ohnehin schon gezwungen worden, Tarifverträge anzuwenden. Das haben die mittelständischen Personaldienstleister einigermaßen glimpflich überstanden. Wenn jetzt aber das Entsendegesetz auf weitere Wirtschaftsbranchen ausgedehnt wird, wird der Tarifzwang für die Zeitarbeit geradezu ad absurdum geführt und Tausende von Arbeitsplätzen werden verloren gehen. Wir fordern daher die Bundesregierung unmissverständlich auf, auf eine Ausweitung des Entsendegesetzes zu verzichten, die „Unterwerfung“ der Zeitarbeitsbranche auf ihr fremde Tarife schnellstmöglich zu beenden und darum den § 1 Abs. 2a Arbeitnehmerentsendegesetz zu streichen. Nur so können über die Zeitarbeit – wie von Peter Hartz ursprünglich angedacht – mehr Menschen wieder in Beschäftigung gebracht werden.
personalorder.de: Welche konkreten Leistungen, Angebote und Vorteile – außer dem Tarifvertrag – bietet der AMP seinen Mitgliedsfirmen?
Irmhild Lansch: Neben den klassischen Aufgaben unseres Verbandes, nämlich der Entwicklung innovativer Tarifwerke und einer professionellen Lobbyarbeit, wird sich der Verband auch als Dienstleister für die Mitgliedsunternehmen verstehen. Nach meinen Vorstellungen werden zu unserem Angebot etwa die Bereiche Qualifizierung und Qualität, Information und Service sowie das Feld Marketing und Kommunikation gehören. Diese drei Säulen bezeichnen in meinen Augen Kompetenzfelder, die wir als Verband besetzen und für unsere Mitglieder nutzbringend ausfüllen müssen. Im Einzelnen könnte dies beispielsweise das Angebot qualifizierter Fort- und Weiterbildungen oder die Förderung eines intensiven Informationsaustauschs zwischen Verband und Mitgliedsunternehmen bedeuten. Wichtig erscheint es mir auch, dass wir unseren Mitgliedern vielfältige Marketinginstrumente zur Verfügung stellen, um ihnen einen professionellen Auftritt zu ermöglichen. Die Mitgliedschaft im AMP sollte für die mittelständischen Personaldienstleister aber nicht nur einen Mehrwert bieten, sondern zugleich ein Qualitätsmerkmal sein.
personalorder.de: Welchen Firmen steht der AMP offen? Für Firmen welcher Ausrichtung sehen Sie den AMP als prädestinierten Verband?
Peter Mumme: Der AMP vertritt die Interessen kleiner und mittelständischer Zeitarbeitsunternehmen. Zukünftig wird der AMP die Interessen von rund 850 Mitgliedsunternehmen aus allen Teilen Deutschlands vertreten, die zusammen etwa 100.000 Beschäftigte repräsentieren. Damit wird der AMP als mitgliederstärkster Verband der Zeitarbeitsbranche für alle mittelständischen Personaldienstleister einen attraktiven Partner darstellen.
personalorder.de: Welche Möglichkeiten stehen den Mitgliedsfirmen zur Verfügung, um die Arbeit des Verbandes mitzugestalten und zu beeinflussen?
Irmhild Lansch: Wir legen viel Wert auf einen intensiven Kommunikationsaustausch zwischen Mitgliedsunternehmen und Verband. Als AMP müssen wir in der Öffentlichkeit als starker Verband mit klaren Zielen auftreten. Dies ist aber nur dann möglich, wenn intern die Interessen kommuniziert und diskutiert werden. Direkte Ansprechpartner für unsere Mitgliedsunternehmen werden die Geschäftsstellen in Berlin und in Nürnberg sein. Als Kommunikationsplattform für unsere Mitglieder könnte ich mir gut die Fortsetzung unserer Regionalkonferenzen und die Durchführung eines regelmäßigen Tags der Personaldienstleistung vorstellen. Hier sollten dann alle Mitglieder die Möglichkeit haben, wichtige Themen zu diskutieren und sich aktiv an Entscheidungsprozessen zu beteiligen. Ebenfalls Platz für Diskussionen würden unterschiedliche Seminare und Workshops zu aktuellen Problemlagen bieten.
personalorder.de: Wie wird der AMP das Verhältnis zu den anderen Verbänden gestalten? Sind in naher Zukunft Gespräche geplant?
Peter Mumme: Wir werden uns sicher in den nächsten Monaten gemeinsam intensiv mit diesen Fragen beschäftigen. Aber, ohne diesen Ergebnissen vorweg zu greifen, kann ich sagen, dass der AMP sicherlich ein partnerschaftliches, konstruktives Verhältnis zu den anderen Verbänden anstreben wird. Die aktuelle Politik zeigt doch, dass es wichtiger denn je ist, gemeinsam die Interessen der Zeitarbeit zu vertreten und mit vereinter Kraft für den Personalstandort Deutschland zu kämpfen.
personalorder.de: Bei der Gründung des AMP war die Rede von verstärkter Öffentlichkeitsarbeit. Wie wird diese aussehen?
Irmhild Lansch: Wir müssen uns meiner Meinung nach in Zukunft viel früher in die politischen Entscheidungsprozesse einklinken. Viel zu lange war unsere Branche nur Spielball der politischen Entscheidungsträger. Hier werden wir sicherlich noch stärker als bisher mit den Medien kommunizieren und lautstark unsere Interessen vertreten. Das kann über die Herausgabe eines eigenen Verbandsorgans geschehen, das kann aber auch über vielfältige weitere Instrumente angegangenen werden. Auch in dieser Frage werden wir in den nächsten Wochen und Monaten sicher zu zukunftsfähigen Ergenisen kommen.
personalorder.de: Vielen Dank für das Gespräch!
(Quelle: personalorder.de)