ver.di: Kampagne - Stimmen für den Mindestlohn
03.04.2009
Mit ihrer Kampagne "Stimmen für den Mindestlohn" mischt sich die Gewerkschaft Verdi in den Wahlkampf ein. Vor allem in der Zeitarbeitsbranche seien Reformen nötig. Verdi bekräftigte gestern die Forderungen nach einem Mindestlohn und einer Stärkung der rechtlichen Position für entliehene Arbeitskräfte.
Schützenhilfe bekommt sie dabei vom Autor Günter Wallraff, der gerade ein Buch über die Zustände in der Branche schreibt. Bei der Vorstellung des Verdi-Konzepts nannte Wallraff die Zeitarbeit "modernen Menschenhandel". Er selbst habe in Betrieben gearbeitet, in denen entliehene Kräfte stigmatisiert worden seien: So hätten sie in einem Unternehmen gelbe Arbeitskleidungen tragen müssen, um sich von der Stammbelegschaft zu unterscheiden.
"In der deutschen Leiharbeit herrschen die schlechtesten Bedingungen von ganz Europa", kritisierte Verdi-Chef Frank Bsirske. Jeder achte Leiharbeiter verdiene so wenig, dass er sein Gehalt mit Staatsgeldern aufstocken müsse. Zwar sieht das Gesetz vor, dass Leiharbeiter und die Stammbelegschaft die gleichen Gehälter bekommen. Dies lässt sich jedoch aushebeln, wenn es für die Zeitarbeiter eigene Tarifverträge gibt. Dieser Tarifvorbehalt müsse abgeschafft werden, forderte Bsirske. Nur so könne es auch in der Leiharbeitsbranche ein "armutsfestes Lohnniveau" geben. Aufgrund der unsicheren Beschäftigungssituation sei es sogar gerechtfertigt, Leiharbeitern wie etwa in Frankreich höhere Löhne als der Stammbelegschaft zu zahlen.
Auch müsse der Gesetzgeber nach Bsirskes Ansicht verhindern, dass Unternehmen ihre Belegschaft in eigene Tochtergesellschaften auslagern, um sie dann als Leiharbeiter auf ihren ursprünglichen Position wieder einzustellen.
(Quelle: Rheinische Post)